Wie wirkt sich die EU-Taxonomie auf Geschäftspraktiken und Berichterstattung aus?

Inputs von COP 28: Umsetzungspraktiken und wichtige Erkenntnisse der relevanten Marktteilnehmer:innen Der Januar markiert immer den Beginn eines neuen Berichtszyklus. Ein Rückblick auf das vergangene Jahr und die wichtigsten Erkenntnisse der EU-Taxonomie-Anwender können jedoch sehr aufschlussreich sein. Im Rahmen der COP 28 - der jährlichen UN-Klimakonferenz - haben sich führende Experten und Interessenvertreter, die mit der Taxonomie arbeiten, zusammengefunden, um die Neuerungen und die praktische Anwendung des Rahmens zu diskutieren. Die wichtigsten Punkte sind in diesem Artikel zusammengefasst.

Wie wirkt sich die EU-Taxonomie auf Geschäftspraktiken und Berichterstattung aus?

Rahmenwerke für nachhaltige Finanzierung gibt es schon seit einiger Zeit, die darauf abzielen, einen grünen Übergang zu ermöglichen, indem sie private Kapitalströme auf nachhaltige Investitionen umlenken. In der EU sollen drei Instrumente diesen Übergang erleichtern: eine umfassende Offenlegungsregelung, Instrumente wie der EU Green Bond Standard oder verschiedene Klima-Benchmarks und ein Instrument, das die Markttransparenz erhöht und gleichzeitig die Gefahr des Greenwashings eindämmt. Das letztgenannte Instrument ist im Rahmen der EU-Taxonomie zu finden. Die EU-Taxonomie wird oft als wissenschaftlich fundiertes Klassifizierungssystem für nachhaltige Aktivitäten bezeichnet, das ein gemeinsames Verständnis auf dem Markt schaffen soll. 

2023 war das erste Jahr, in dem Nicht-Finanzunternehmen ihre Taxonomie-Anpassungskennzahlen melden mussten. Während Kritiker ernüchternde Statistiken vorausgesagt haben, erzählen die Zahlen eine andere Geschichte. Laut Bloomberg (vertreten durch Nadia Humphreys, Leiterin des Bereichs Climate Finance and Regulatory Solutions) haben von 2300 verpflichteten Unternehmen 1700 die Eignungskennzahlen gemeldet und 1400 haben Zahlen zu ihrer Ausrichtung offengelegt. In diesen Zahlen sind auch Unternehmen enthalten, die null Prozent veröffentlicht haben, was bedeutet, dass sie das Rahmenwerk zwar anerkannt haben, aber ihre Eignungs- oder Anpassungskennzahlen noch nicht beurteilen können. Nichtsdestotrotz haben 48 % der Unternehmen, die die Eignung für CapEx gemeldet haben, einen gewissen Grad der Anpassung an die Taxonomie festgestellt. Von den Institutionen, die über die Eignung zum Umsatz berichten, haben 38 % einen Anpassungsgrad ungleich Null veröffentlicht. Überraschenderweise sind die gemeldeten Angleichungsquoten vielversprechender als ursprünglich erwartet. Bei den Stock 600-Unternehmen liegt die durchschnittliche Umsatzanpassungskennzahl bei 16 %. Die Durchschnittswerte für CapEx und OpEx sind etwas höher, mit einem durchschnittlichen Verhältnis zwischen 20 und 25 %. Bestimmte Sektoren werden als Spitzenreiter dargestellt, wobei der Energie-/Versorgungssektor die Führung übernimmt, gefolgt vom Immobiliensektor und der Werkstoffindustrie.   

Das Interesse am Taxonomierahmen geht über die Sektoren und Grenzen der EU hinaus. In 12 verschiedenen Nicht-EU-Ländern haben etwa 100 Unternehmen aufgrund des zunehmenden Drucks der Aktionäre freiwillige Taxonomie-Kennzahlen offengelegt. Darüber hinaus wurden rund 40 Klassifizierungssysteme auf lokaler Ebene entwickelt, wobei die EU-Taxonomie als Vorbild diente.   

Auch wenn die Zahlen vielversprechend sind, besteht die Herausforderung darin, zuverlässige und qualitativ hochwertige Daten zu sammeln.  Laut Julia Backmann (EU Head of Business Legal, Managing Director Allianz) ist der Mangel an qualitativ hochwertigen Daten derzeit eines der größten Hindernisse bei der Ausrichtung von Anlagestrategien auf die Metriken der Taxonomie. Es wird jedoch erwartet, dass der Zugang zu vergleichbaren Daten aufgrund des zunehmenden Anwendungsbereichs der CSRD in den kommenden Jahren vereinfacht wird. Bis dahin können und sollten die Finanzinstitute eine unterstützende Rolle bei der Überbrückung von Datenlücken übernehmen, z. B. indem sie Taxonomy-Fragebögen in ihre Due-Diligence-Prozesse einbeziehen. 

Die Verbesserung der Genauigkeit der gemeldeten Daten ist ein zweiter zentraler Punkt für das kommende Berichtsjahr. Offensichtlich stehen die Unternehmen vor diversen Problemen bei der Offenlegung der korrekten Prozentsätze und der Verwendung der vorgesehenen Anhänge. Dies ist nicht verwunderlich, da das Rahmenwerk einen sehr neuen Stil der Berichterstattung mit sich bringt. Experten empfehlen, sich an die bereitgestellten Benutzerhandbücher und unterstützenden Materialien (z. B. den Taxonomiekompass) zu halten, um Fehler und Dateninkonsistenzen zu vermeiden. Das Ziel sind klare und vergleichbare Daten, die als verlässliche Benchmarks verwendet werden können - "dann werden die Daten fließen und richtig funktionieren".  

Auch die EU-Institutionen müssen sich ihrer Verantwortung stellen. Auch wenn die Berichterstattung verpflichtend ist, so ist die Einbeziehung der Taxonomie als Leitmechanismus doch freiwillig. Julia Backmann warnt davor, dass eine unangemessen hohe Komplexität der Verordnung und hohe Verpflichtungen in Bezug auf die Portfoliobeschränkungen eine negative, abschreckende Wirkung haben könnten.   

Ein Schlüssel zum Erfolg ist daher die Vereinfachung der Umsetzung und die Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit. 

“The framework is not written in stone yet and will inevitably evolve.”  

Nicole Della Vedova ( Leiterin der Abteilung Corporate and Structured Finance Enel) 

Den Nutzern müssen klare Schlüsselkonzepte und leicht zugängliche Instrumente zur Verfügung gestellt, die Rahmenwerke für nachhaltige Finanzen auf EU-Ebene konsolidiert und das Feedback der Interessengruppen einbezogen werden. Die EU-Taxonomie muss als einfach zu nutzendes Instrument konzipiert werden, das internationale Vergleichbarkeit gewährleistet, auf globaler Ebene wirksam ist und alle zusätzlichen Kosten minimiert. Obwohl die EU-Taxonomie eindeutig das Potenzial hat, die Entscheidungen von Investoren zu lenken und eine umweltfreundlichere Wirtschaft zu fördern, sollte ihre Wirksamkeit noch genau geprüft werden, um die erwarteten Vorteile zu nutzen.

Daher ist es wichtig zu verstehen, wie das Taxonomiesystem genutzt werden kann. Für Unternehmen sind die wertvollsten Anwendungsbereiche folgende: 

  • Bewertung der aktuellen Tätigkeiten und Sektoren hinsichtlich der Übereinstimmung mit den aktuellen ESG-Anforderungen  
  • Bewertung und Management von Klimarisiken  
  • Identifizierung von Verbindlichkeiten und Anpassung der Risikopraktiken  
  • Ausrichtung der langfristigen Strategien  
  • Automatische SDG-Orientierung  
  • Unterstützung bei der Entwicklung von Klimaübergangsplänen auf Unternehmens- und Produktebene  

Es werden bestimmte Leitinstrumente vorgeschlagen, z. B. Roadmaps zur Anpassung, SBTis, Netto-Null-Trajektorien, an der Taxonomie ausgerichtete Leistungskennzahlen. Außerdem wird die Bedeutung eines aktiven Engagements betont. Den Instituten wird empfohlen, enge Verbindungen zu ihrer Lieferkette aufzubauen, sich an der Überarbeitung der bestehenden Kriterien für förderfähige Aktivitäten zu beteiligen und interne Prozesse regelmäßig im Lichte der sich entwickelnden Taxonomie-Leitlinien zu überprüfen. 

Wie sich gezeigt hat, weisen Experten und Praktiker auf die Relevanz der EU-Taxonomie hin. Die gemeldeten Zahlen sind ermutigend. Aber das ist erst der Anfang, und es gibt noch einige wichtige Herausforderungen, die angegangen werden müssen. Eine davon ist der Mangel an vergleichbaren Daten, der darauf zurückzuführen ist, dass der Zugang zu verlässlichen Informationen in einigen Bereichen eingeschränkt ist und die Nutzer bei der Bewertung und Berechnung unsicher sind. Die zweite große Aufgabe besteht darin, eine vereinfachte Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten. Während sich Praktiker auf Leitfäden stützen und aktiv an der Entwicklung des Rahmens mitwirken sollten, muss die EU sicherstellen, dass das Feedback von unten nach oben umgesetzt wird. Darüber hinaus muss der gemeinsame Wille des Marktes vorhanden sein, den Rahmen nicht nur einzuhalten, sondern ihn auch strategisch einzubinden. Nur dann kann die Taxonomie den ihr zugedachten Zweck erfüllen. 

Podiumsteilnehmer:innen:   

Elodie Feller (UNEP FI) - Gastgeberin  

Albane Demblans (Stellvertretende Referatsleiterin, GD FISMA B2. Nachhaltige Finanzen  

Nicole Della Vedova (Leiterin der Abteilung Unternehmens- und Strukturierte Finanzierung Enel)  

Julia Backmann (EU Head of Business Legal - Geschäftsführerin Allianz)  

Nadia Humphreys (Leiterin des Bereichs Klimafinanzierung und Regulierungslösungen, Bloomberg)  

Quelle: https://www.youtube.com/live/1DUUHUrBw-c?si=KxoZoMMKJ4Vnp5go

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